Bei jeder noch so schönen Weinprobe sitzen wir am Tisch, kosten den Wein, analysieren sämtliche Nuancen sowie raffinierte Aromen und genießen die Gesellschaft anderer Menschen. Doch irgendetwas fehlt. Eine unerklärliche Leere, die es bei solchen Verköstigungen nicht zulässt, dass wir glücklich werden. Was fehlt, das ist jetzt endlich klar. Es fehlen – natürlich – Kartoffeln.
Damit ist ab sofort Schluss: In Gündels Kulturstall, einem Kulturbauernhof im sächsischen Reichenbach, gibt es wunderbarerweise ein waschechtes Kartoffel-Tasting. Dort werden allerdings nicht herkömmliche Knollen aus dem Supermarkt angeboten, sondern echte historische Züchtungen aus den Jahren 1836 bis 1920 – selbstverständlich aus eigenem Anbau. Doch die Kartoffeln werden nicht einfach nur auf den Tisch gestellt: Der ganze Abend ist eine große Show und bietet abwechslungsreiche Unterhaltung für jedermann und -frau. Mit dabei sind zum Beispiel Charaktere wie der „Weinige Mann“, der „Domprobst zum Doktorberg“ oder der „Vugtländer“, die in schauspielerischer und kabarettistischer Art über die Kartoffel philosophieren. Auch die Hausband von Gündels Kulturstall, die „Vinotheker“, ist am Abend des Kartoffel-Tastings mit dabei und untermalt die Szenerie mit Musik sämtlicher Stilrichtungen.
Wer also ein schlichtes Kartoffel-Dinner möchte, ist hier definitiv falsch. Bei der Kartoffelverkostung finden sich Knollenliebhaber aus allen Ecken der Kunst und geben ihr Bestes, dass man sich endlich nicht mehr leer fühlt – ganz im Gegensatz zum geplünderten Kartoffelkeller.