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Neue Kartoffelsorten züchten – wie funktioniert das?

Weltweit gibt es zwar schon über 5.000 verschiedene Kartoffelsorten, doch Faktoren wie etwa die Vorlieben der Verbraucher oder neue Erreger für Kartoffelkrankheiten sind für die Kartoffelwirtschaft täglich ein Thema. Aus diesem Grund entwickeln Kartoffelzucht-Unternehmen kontinuierlich neue, verbesserte Sorten. Warum wir davon als Ottonormalverbraucher nicht so viel mitbekommen? Nun, zum einen liegt das daran, dass viele dieser Sorten nicht für den normalen Speisekartoffelmarkt bestimmt sind, sondern für die Pommes- und Chipsherstellung oder auch die Stärkeindustrie. Zum anderen setzen sich nur die allerbesten Sorten auf dem Markt durch. Wir erklären Euch, was auf dem Weg alles passiert.

Kartoffelbestand 2

Wofür neue Sorten?

Theoretisch kann jede Sorte mit einer anderen kombiniert werden. Grundsätzlich sind die Ziele bei Neuzüchtungen vor allem ein hoher Ernteertrag, größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Kartoffelkrankheiten und -schädlingen, ein guter Geschmack sowie positive Verarbeitungseigenschaften. Auch Faktoren wie zum Beispiel eine gute Lagereignung und die Unempfindlichkeit gegenüber Beschädigungen sind wichtig. Für Kartoffeln, die in der Lebensmittelindustrie weiterverarbeitet werden, sind wiederum spezielle Attribute gefragt, etwa ein ideales Frittierverhalten für Pommes oder Chips. So profitieren nicht nur Produzenten und Händler von einer neuen Sorte, sondern auch der Verbraucher – zum Beispiel von extra knusprigen Pommes oder Kartoffeln, die sich lange halten und lecker schmecken.

Zuchtungsarbeit im Gewachshaus

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Die Kreuzung

Sind die gewünschten Züchtungsziele definiert, werden Elternpflanzen ausgewählt, die sich in ihren Eigenschaften optimal ergänzen. Anschließend werden diese gekreuzt, indem die Blüten der Mutterpflanze mit dem Pollenstaub der Vaterpflanze bestäubt werden. So wachsen dann tomatenähnliche Beeren an der Pflanze. In der Beere befinden sich Samen, die sich alle genetisch voneinander unterscheiden – in etwa wie Geschwister.

Neuzuchtung Bestaubung Blute 6 Fotograf F. Reinhold

Kartoffelbeere

Kreuzungsbeeren Samen

Die Auswahl

Aus mehreren Tausend dieser Kombinationen entstehen deutschlandweit pro Jahr knapp eine Millionen Sortenkandidaten, aus denen nach jahrelanger Prüfung an verschiedensten Orten die Sorten mit den besten Eigenschaften ausgewählt werden. Dabei werden sie auf Herz und Nieren geprüft – auf dem Feld, im Lager, im Labor und natürlich in der Küche.

Neuzuchtung Topfsamling Fotograf Bangemann

Neuzuchtung Feldsamlinge

Neuzuchtung Topfsamlinge Gewachshaus Fotograf Bangemann

Versuchsparzellen Fotograf Prigge

Schließlich sollen neben der Performance auch die Kocheigenschaften und der Geschmack erstklassig sein. Erst, nachdem die Knolle all diese Hürden gemeistert hat, kann sie beim Bundessortenamt angemeldet werden – von der ursprünglich knappen Million schaffen das nur zehn Sorten pro Jahr. Und erst, wenn sie dort nach zahlreichen weiteren Tests zugelassen wird, darf sie schließlich von den Züchtern auch als Pflanzgut verkauft werden. Der gesamte Prozess dauert etwa zehn bis fünfzehn Jahre, erst dann landet die neue Sorte irgendwann auf unseren Tellern.

Kartoffelturmchen

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