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Interview Manuela Hierl Qualitaetsmanagerin Kartoffelindustrie

Adlerauge für Kartoffeln: 5 Fragen an Manuela Hierl Qualitätsmanagerin

Manuela Hierl arbeitet bei der Agropa Handels GmbH in Brunnen, Bayern. Sie ist 38 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines vierjährigen Sohnes. Seit über 20 Jahren ist Manuela beruflich in der Kartoffelindustrie zu Hause und hat sich in dieser Zeit auf Qualitätsmanagement spezialisiert. Das heißt: Sie stellt sicher, dass die Kartoffeln, die bei der Agropa vom Band laufen und später im Supermarkt zu finden sind, den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen und darüber hinaus den äußerst strengen Auflagen verschiedener Zertifikate für Lebensmittel genügen und die hohen individuellen Anforderungen der Kunden erfüllen. Wir wollten mehr über Manuelas Werdegang und ihren Arbeitsalltag wissen und haben nachgefragt, was eine Qualitätsmanagerin den ganzen Tag so macht und welche Themen sie dabei beschäftigen.

Liebe Manuela, erzähle uns doch etwas über deinen Werdegang und wie es dazu kam, dass Qualitätsmanagement dein Steckenpferd wurde?

Im Jahr 2000 habe ich meine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau in einem Kartoffelabpackbetrieb erfolgreich abgeschlossen und bin im Anschluss im Qualitätsmanagement gelandet.

Das Thema Zertifizierung steckte damals noch in den Kinderschuhen, entwickelte sich aber danach rasant weiter, sodass wir ab 2002 Qualitäts-Schulungen für unsere Landwirte organisiert haben. Parallel bauten wir unser firmeneigenes QM-System auf. Seit 2004 ist die Agropa nach verschiedenen internationalen und regionalen Standards zertifiziert, bei IFS Wholesale, QS – Qualität & Sicherheit, GQB – Geprüfte Qualität Bayern und BIO.

 Manuela Hierl Kartoffelstrasse Agropa Qualitätsmanagement

Quelle: Manuela Hierl, Agropa Handels GmbH.

 

Ich habe das wichtige Gebiet der Qualitätssicherung also ab der ersten Stunde betreut und über die verschiedenen Entwicklungsphasen hinweg begleitet und mich in dieser Zeit in alle Prozesse und Strukturen mit meinem Wissen einbringen können.

Mein Engagement für hochwertige Kartoffeln geht aber auch über meine Position als Qualitätsmanagerin hinaus. Beispielsweise bin ich über den Deutschen Kartoffelhandelsverband Mitglied von Ausschüssen und Arbeitsgemeinschaften, die sich mit Qualitätsmanagement befassen. So bringe ich meine Expertise in Netzwerken ein und lerne zudem von Kollegen und Kolleginnen in anderen Betrieben!

Die Agropa Handels GmbH sitzt in Brunnen in der Nähe von Ingolstadt in Bayern. Jeden Tag erfasst, lagert, verpackt und vertreibt ihr Kartoffeln und Zwiebeln für die Auslieferung im Bundesgebiet und nach ganz Europa. Welche Rolle spielt dabei das Qualitätsmanagement?

Die Agropa Handels GmbH hat ihren Hauptsitz im Kartoffel-Anbaugebiet Donaumoos. Das Unternehmen existiert seit 1926 und wird von der Familie Dittenhauser geführt, die mittlerweile in der 4. Generation in der Kartoffelindustrie zu Hause ist. Zur Firma gehören drei bayerische Standorte – in Brunnen, Straubing und Grasheim – und 79 Mitarbeiter. Alle sind auf das Abpacken, den Im- und Export von Speisekartoffeln und -zwiebeln sowie Pflanzkartoffeln spezialisiert. Wir beliefern den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland, sowie Verarbeitungsbetriebe und Großhändler in ganz Europa mit Speisekartoffeln, Speisefrühkartoffeln und Zwiebeln.

Qualitätsmanagement Kartoffelbetrieb Agropa Manuela Hierl

Quelle: Manuela Hierl, Agropa Handels GmbH.

 

Natürlich verlassen sich unsere Kunden darauf, dass unsere Waren sie stets in einwandfreiem Zustand erreichen. Mein Job ist es, sicherzustellen, dass wir diesen Anforderungen entsprechen.

Konkrete Beispiele: Die Kunden im Supermarkt kaufen Kartoffeln vielleicht nach Kochtypen. Sie beurteilen die Knollen aber zu allererst nach der Optik. Überzeugen die Kartoffeln äußerlich nicht, werden sie nicht gekauft. Teil meiner Arbeit (und die unseres Außendienstes) ist daher die Beratung der Landwirte – und zwar bevor die Saatkartoffeln überhaupt gepflanzt werden, beispielsweise bei der Auswahl des optimalen Bodens.

Geerntete Kartoffeln werden nach sogenannten Waschfarben kategorisiert. Erreichen die Kartoffeln die Waschfarbe 1-2, erhält der Landwirt entsprechende Qualitätsaufschläge.

Bei der Agropa Handels GmbH werden die Kartoffeln mithilfe modernster Technik sortiert und nach Größe kalibriert. Das Ziel: Eine optisch ansprechende und harmonisch aussehende Kartoffelpackung, die den Endkunden anspricht und überzeugt. 

Mein Tagesgeschäft ist also die ständige Überwachung und Verbesserung unserer Arbeitsabläufe und Prozesse. Nur so können wir dem Versprechen an die Kunden und den hohen Anforderungen, die das Gesetz, die Zertifizierungsstandards und wir selbst an uns und unsere Ware stellen, gerecht werden.

Das Qualitätsmanagement begleitet die Kartoffeln also über ihren gesamten Lebensweg: von der Erde bis in den Kochtopf!

Welche Aufgaben gehören sonst noch zum Qualitätsmanagement?

Da wären einmal die klassischen Aufgaben, wie die Begleitung unserer internen und externen Audits oder verschiedene Schulungen der Mitarbeiter an allen Standorten. Ich organisiere aber auch Laborproben für Rückstandsuntersuchungen und das Reklamationsmanagement.

Ein weiteres wichtiges Thema, das ich betreue, sind Insekten und deren Lebensräume. In diesem Zusammenhang arbeiten wir eng mit unseren Landwirten zusammen, die jährlich Blühflächen anbauen für die wir das Saatgut zur Verfügung stellen.

Darüber hinaus betreue ich das Warenwirtschaftsprogramm, das 2019 unter meiner Leitung neu eingerichtet wurde. Meine langjährigen Erfahrungen in den Abläufen unserer Firma haben mir dabei sehr geholfen. Das System verwaltet alles! Von den Zertifikaten der Landwirte über den Druck der Verpackung und der Weiterleitung wichtiger Informationen an unsere Verpackungsmaschinen: Es ist immer präsent. Es ist also überhaupt nicht übertrieben zu sagen, das Warenwirtschaftssystem und die komplette dazugehörige IT eine unserer wichtigsten Schnittstellen ist.

Ich finde mein Aufgabenspektrum sehr interessant und vor allen Dingen abwechslungsreich!

Wie sieht ein durchschnittlicher Arbeitstag im Qualitätsmanagement eines Kartoffelbetriebs denn so aus?

In einer normalen Woche fange ich gegen 8:30 Uhr an. Ich spreche mit den Kollegen im Büro und der Produktion über das Tagesgeschäft und eventuell auftretende Probleme, schreibe Mails, erledige Büroarbeiten und nehme Termine wahr.

Qualitätsmanagerin Manuela Hierl Kontrolle Kartoffeln

Manuela Hierl bei der Kontrolle einer Carry-Fresh Verpackung mit Kartoffeln , die soeben verkausfertig vom Band gelaufen ist. Quelle: Manuela Hierl, Agropa Handels GmbH.

 

Ebenso mache ich regelmäßig Betriebsrundgänge mit Kontrollen, zum Beispiel der Reinigung, der Dokumentation der Prozesse und der Produktauszeichnung. Mein Arbeitstag endet um 13:30 Uhr. Der Nachmittag gehört meinem Sohn!

Welchen Tipp würdest du anderen jungen Frauen – beispielsweise Ingenieurinnen oder Frauen mit einer Ausbildung, die vergleichbar ist mit deiner – für ihre persönliche und berufliche Laufbahn geben?

Ich würde ihnen zu einer Ausbildung raten! Gerade mittelständische Betriebe suchen händeringend nach geeigneten Bewerbern, die langfristig auch nach der Lehrzeit im Betrieb bleiben, sich weiterbilden und beruflich aufsteigen möchten. Das mögen vielleicht viele nicht auf den ersten Blick erwarten, aber familiengeführte Unternehmen wie die Agropa Handels GmbH bieten gerade Frauen eine hervorragende Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Denn natürlich gibt es trotz Teilzeitstelle auch mal längere Tage für mich. Beispielsweise wenn ganztägige Sitzungstermine anstehen oder ich unsere Zweigstelle in Straubing besuche. Hier bedarf es etwas Organisation und Flexibilität meinerseits, aber dafür kommt mir das Unternehmen beispielsweise auch mit Home-Office-Regelungen entgegen. So erledige ich auch mal außerhalb der regulären Bürozeiten oder im Zug auf dem Weg zu einem Termin das ein oder andere.

 

 Manuela Hierl Qualitätsmanagerin Agropa Handels GmbH

Quelle: Manuela Hierl, Agropa Handels GmbH.

 

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