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5 Fragen Bachelorstudentin Agrarwissenschaften 2020

Studieren mit Kartoffeln: 5 Fragen an Bachelorstudentin Inga Müller

Inga Müller ist 21 Jahre alt und studiert seit 2019 im Bachelor Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim bei Stuttgart. Nach dem Abitur hat Inga zuerst ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Peru absolviert. Wir haben Inga gefragt, warum sie sich für genau dieses Studium entschieden hat, ob ihr darin die Kartoffel schon begegnet ist und wie sie sich ihre Zukunft vorstellt.

Liebe Inga, seit dem Wintersemester 2019 studierst Du an der Universität Hohenheim bei Stuttgart im Bachelorstudiengang Agrarwissenschaften. Wieso hast du dich für diesen Studiengang und für die Universität Hohenheim entschieden? Wie waren die ersten Semester für dich?

Pflanzen, vor allem Obst und Gemüse fand ich schon immer sehr spannend. Ich habe während der Schulzeit schon immer im heimischen Garten geholfen. In dieser Zeit habe ich meine eigenen Tomatenpflanzen gezogen und anderes Gemüse angebaut. Außerdem habe ich während meinem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) unter anderem in einem Agrarzentrum gearbeitet. Auch das hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Deswegen habe ich im Anschluss an das FSJ geschaut, welche Studiengänge es in den Agrarwissenschaften gibt oder welche Studiengänge sich mit Obst und Gemüse beschäftigen. Während meiner Recherchen bin ich dann auf die Uni Hohenheim gestoßen.

Zum einen habe ich mich dann für die Uni entschieden, weil sie einen sehr guten Ruf als Agrar-Uni hat. Zum anderen wohnen hier in der Gegend Teile meiner Familie und die Landschaft gefällt mir sehr gut.

Das erste Semester war für mich in der ersten Zeit eine Umstellung. Denn davor habe ich ein Jahr lang in Vollzeit gearbeitet. Aber ich habe mich schnell in den neuen Alltag eingewöhnt. Die Module zum Thema Agrar, die im Grundstudium sehr allgemein gehalten sind, haben mich sehr interessiert.

Das zweite Semester hat dann leider nur online stattgefunden, aber ich hatte unter anderem das Modul Nutzpflanze, das ich sehr interessant fand und das vor allem das Thema Gemüsebau behandelt. Auch Sonderkulturen werden in diesem Modul behandelt.

Jetzt im dritten Semester habe ich ausschließlich Module, die sich um Nutztiere drehen. Noch finde ich dieses Thema nicht unbedingt spannend; dennoch ist es sehr interessant in diese Thematik reinzuschauen.

 

Haben sich deine inhaltlichen und strukturellen Erwartungen an das Studium erfüllt? Gab es etwas, das dich überrascht hat? Mit welchen Themen hast du dich befasst und wie oft ist dir die Kartoffel dabei begegnet?

Meine Erwartungen haben sich auf jeden Fall erfüllt. Ich kann mir zeitlich alles einteilen, wie ich es möchte und ich kann neben dem Studium auch in verschiedenen Hochschulgruppen, beispielsweise der Fachschaft Agrarwissenschaften, aktiv sein. Diese Abwechslung und Freiheit gefällt mir sehr gut. Letztes Semester habe ich mich beispielsweise viel mit der Unipolitik beschäftigt, weil die Uniwahlen anstanden.

Die Kartoffel ist mir zum ersten Mal im zweiten Semester im Modul Nutzpflanzenwissenschaften begegnet. Ich habe gelernt, wie man die Kartoffel pflanzt, erntet und lagert und welche Inhaltsstoffe sie hat. Parallel habe ich zu Hause auf meiner Fensterbank Kartoffeln angebaut, um das Gelernte gleich in die Praxis umzusetzen.

 

5 Fragen an Inga Muller Kartoffeln Eigenernte

Selbstgeerntete Kartoffeln von Inga Müller, die sie auf ihrer heimischen Fensterbank angebaut hat. Quelle: Inga Müller.

 

Zwischen Abitur in Nordrhein-Westfalen und Studienbeginn an der Uni Hohenheim hast Du über die NGO Herzen für eine neue Welt ein FSJ (entwicklungspolitischer Freiwilligendienst) in Urubamba/Cusco in Peru absolviert. Wie hast du die zwölf Monate verbracht und welche Learnings hast du aus dieser Zeit mitgenommen?

In Peru habe ich vormittags im Agrarbildungszentrum der Organisation gearbeitet. Dort haben wir Gemüse für das Kinderdorf Munaychay angebaut. Nachmittags habe ich die Kinder betreut. Dazu gehörte mit ihnen zu spielen, sie bei den Hausaufgaben zu unterstützen, aber auch der Hausmutter beim Kochen helfen.

Ich habe eine komplett fremde Kultur kennenlernen dürfen und wie sie mit der „Pacha Mama“ – also der „Mutter Erde“ – in Verbindung steht. Im peruanischen Hochland leben die Menschen hauptsächlich von der Landwirtschaft und sie arbeiten überwiegend ohne Maschinen. Wir haben zum Beispiel im Agrarzentrum mit Bullen und Holzpflug von Hand Kartoffeln geerntet. Wir mussten mit der Spitzhacke nach den Kartoffeln suchen. Ich kann nur sagen, dass ich davor und auch danach nie so hart körperlich gearbeitet habe. Es war unendlich anstrengend! Diese Art der Bewirtschaftung des Landes verbindet die Menschen in Peru in besonderer Weise mit der Erde. Die „Pacha Mama“ wird sehr stark wertgeschätzt. Das finde ich schön.

 

5 Fragen an Inga Muller Kartoffel Markt Urubamba Peru

Bild der Markthalle in Urubamba, Peru. Quelle: Inga Müller.

 

Außerdem habe ich gelernt, dass es unendlich viele verschiedene Sorten Kartoffeln gibt. Auf den Märkten werden ungefähr 30 bis 40 Sorten verkauft. Diese sehen alle unterschiedlich aussehen und schmecken auch sehr unterschiedlich. Das kennt man aus Deutschland nicht. Klar werden im Supermarkt vorwiegend festkochende, vorwiegend festkochende und mehligkochende Kartoffeln und somit auch viele Sorten verkauft, aber die Auswahl ist mit der peruanischen Vielfalt nicht vergleichbar. In Peru gehen die Menschen zu den Marktfrauen und sagen, was sie aus den Kartoffeln kochen möchten. Die Marktfrauen wissen genau welche Kartoffel man für welches Gericht nehmen sollte und auch wie lange man sie kochen muss. Das fand ich immer sehr beeindruckend!

 

5 Fragen an Inga Muller Pachamanca Peruanisches Kartoffelgericht aus der Erde

Bild des peruanischen Nationalgerichts Pachamanca, bei dem Kartoffeln und andere Zutaten in der Erde gegart werden. Quelle: Inga Müller.

 

In Peru habe ich auch gelernt, wie man das typische Gericht „Pachamanca“ zubereitet, das angeblich schon die Inka so gekocht haben. Man lässt für ca. 3 Stunden ein Feuer in einem Steiniglu brennen, damit sich die Steine aufheizen. Wenn die Steine heiß genug sind, wird das Feuer gelöscht und man stellt Töpfe mit Fleisch in das Iglu. Dann wird das Iglu zum einstürzen gebracht und Kartoffeln und Süßkartoffeln werden auf die Steine gelegt. Dann kommt Gras auf den heißen Steinhaufen, wo dann wiederrum eine Schicht mit Bohnen, Bananen, Mais und weiterem Gemüse draufgelegt wird . Zum Schluss wird das ganze mit Plastikfolie und Erde bedeckt. Nach weiteren ca. 40 Minuten Wartezeit werden die Zutaten wieder aufgedeckt, die bis dahin alle gut durchgegart sind. Die Zubereitung von Pachamanca war immer ein sehr schönes Event, auch weil dort viele Leute mitmachen.

 

Wenn du das FSJ in Peru und das Studium an der Uni Hohenheim rückblickend betrachtest: Gab es einen roten Faden oder ein Thema, das dir immer wieder begegnet ist und mit dem du dich vielleicht in den kommenden drei Semestern bis zum Abschluss beschäftigen möchtest?

Auf jeden Fall das Thema Gemüse und Kartoffeln! Das ist das, womit ich in Peru gearbeitet habe und was ich ab nächstem Semester vertiefen werde. Ab dem nächsten Semester kann ich Module frei wählen, worauf ich mich sehr freue. Vor allem bin ich ich auf das Modul Gemüsebau im nächsten Sommersemester gespannt und auf Sonderkulturen der gemäßigten Breiten, Subtropen und Tropen, die im letzten Studienjahr anstehen. Das Modul behandelt thematisch Orte, an denen ich selber letztes Jahr noch war!

 

Wenn alles gut geht, wirst Du 2022 dein Studium mit einem Bachelor of Science abschließen. Hast Du schon eine Ahnung oder einen Wunsch, wo es danach für dich hingehen soll? Könntest du dir vorstellen nach dem Studium in der Landwirtschaft zu arbeiten?

Ich kann mir schon vorstellen, in der Landwirtschaft zu arbeiten. Die Branche ist sehr groß, vielseitig, wichtig und spannend. Aber es kann auch sein, dass es mich durch die kommenden Semester und Praktika doch noch in eine ganz andere Richtung verschlägt, vielleicht die Entwicklungszusammenarbeit. Ich habe ja noch etwas Zeit, mich festzulegen und die Einsatzmöglichkeiten für Absolventen eines Bachelorstudiengangs in den Agrarwissenschaften sind wirklich sehr vielfältig.

 

5 Fragen an Inga Muller Bachelorstudentin Agrarwissenschaften Hohenheim

Inga Müller, Bachelorstudentin der Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim. Quelle: Inga Müller.

 

 

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