Chile oder Peru? Wenn es um das Ursprungsland der Kartoffel geht, scheiden sich die Geister. Und nicht wenige sind fest davon überzeugt, dass die chilenische Insel Chiloé die Wiege des südamerikanischen Goldes ist. Was man aber mit Bestimmtheit sagen kann, ist, dass Chiloé eine Kartoffelinsel ist, wie sie im Bilderbuch steht.
Kartoffelliebe mit Tradition
Chiloé ist nach der Hauptinsel Feuerinsel, die halb zu Argentinien gehört, die zweitgrößte Insel Chiles. Der Fund der vermutlich ältesten Spuren wilder Kartoffeln brachte ihr die Auszeichnung als „Weltagrarkulturerbe“ der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO ein. Die archäologische Ausgrabungsstätte Monte Verde ist etwa 13.000 Jahre alt. Hut ab für eine so alte Kartoffelliebe!
Kartoffeln in Hülle und Fülle
Bis heute werden auf Chiloé über zweihundert Kartoffelsorten angebaut. Und die decken ein breites Farbspektrum ab: von leuchtendem Rot über dunkles Lila bis zu glänzendem Schwarz gehen die Nuancen, hinzu kommen spannende Marmorierungen, außergewöhnliche Formen und Ausprägungen.
Das erklärte Ziel der Kleinbauern ist es, die jahrhundertealte Tradition fortzuführen und möglichst viele alte Sorten zu bewahren. Damit das gelingt, verzichten sie auf jegliche Art von Chemie und setzen als Dünger natürliche Hilfsmittel, wie beispielsweise Seetang, ein. Verkauft werden die Kartoffeln dann meist auf kleinen Märkten, aber auch in der Hauptstadt Santiago wird das Interesse an dem geschmackvollen Kulturgut immer größer.
Kartoffeln nach Chiloé-Art
Die Chilotes genießen ihre „papa nativa“ gerne frittiert oder als Bratkartoffeln. Aber auch eine ganz besondere Zubereitungsart ist typisch für Chiloé: der selbst gebaute chilenische Dampfgarer! Dafür wird ein eineinhalb Meter tiefes Loch ausgehoben und mit glühend heißen Steinen gefüllt. Darauf kommen dann Kartoffelküchlein, Muscheln, Krabben oder Fleisch. Zum Schluss wird das Ganze mit Blättern des Riesen Rhabarbers – auch Nalca oder Mammutblatt genannt – abgedeckt. Nach zwei Stunden ist das Festmahl bereit zum Verspeisen.